In Marco Jansens COMPOSITIONS überlagern sich mehrere Farbschichten unterschiedlicher Farbarten und Farbtöne. Öl und Lackfarben konkurrieren um die begrenzte Ressource der Leinwandfläche. Grüne Farbflächen, gelbe Farbklekse, weiße Farblinien, orangene Farbsprenkler et cetera fließen über- und ineinander oder verdrängen sich gegenseitig und kämpfen um die Aufmerksamkeit des Rezipienten. Nimmt der Betrachter sie gleichberechtigt wahr? Wo guckt sie zuerst hin? Was löst diese Überflutung an Reizen in ihm aus? Übertragen die Bilder ihre Energie auf die Betrachterin? Fühlt er sich überfordert? Jansen hat die Reizüberflutung, die tagtäglich auf den unterschiedlichsten Wegen auf uns Menschen einprasselt auf seine aktuelle Bilderserie übertragen. Wie gehen wir mit dem Übermaß an Reizen bzw. Informationen, die uns über Smartphones, das Internet, die unterschiedlichen Werbeträger im öffentlichen Raum etc. erreichen um? In seinen Recherchen ist er dabei auf das Phänomen der Hochsensibilität gestoßen. Das Gehirn einer Person, die hierunter leidet, ist empfindlicher für den Empfang jeglicher Reize. Sie kann wichtige nicht von unwichtigen Informationen trennen. Wird sich dieses Phänomen weiterverbreiten? Und wo würde es in einer Welt, in der immer mehr Informationen immer schneller fließen, hinführen?
TUBESCULPTURES - DIE SENSIBLEN SKULPTUREN
Die TUBESCULPTURES hingegen sind überwiegend monochrome, kleine Skulpturen. Marco Jansen fertigt sie aus leeren Ölfarbtuben. Er ritzt diese mit einem Skalpell auf und biegt sie. Dabei entstehen abstrakte Formen und Gesichter. Ihre Farbgebung erhalten sie vorwiegend von den Farbresten in ihrem Inneren. Vereinzelt nutzt er auch die Reste anderer Öltuben, um Gesichtszüge anzudeuten oder ihnen durch einen bunten Farbauftrag mehr Kraft zu verleihen. Denn eigentlich sind seine TUBES hochsensible, kleine Geschöpfe. Das nicht einmal millimeterdicke Material macht sie so empfindlich, dass es eines ausgeprägten Fingerspitzengefühls bedarf, um sie zu diesen kleinen, kreativen Gebilden zu formen. Erst im Laufe des Prozesses der Farbtrocknung erhalten sie ein wenig mehr Stabilität. Bis dahin sollte man die kleinen Sensibelchen sprichwörtlich in Watte einpacken, denn jede Form des auf sie einwirkenden Reizes, kann sie überfordern und dazu führen, dass sie einknicken. Einen festen Stand erhalten sie zusätzlich, nachdem sie getrocknet sind, durch einen Marmor- oder Granitsockel. Dieser bildet einen starken Kontrast zu den zarten Skulpturen.
Die Ausstellung, die Sie an drei Tagen im Kulturzentrum Löhrerhof erleben können, bietet einen umfangreichen Überblick über beide Serien und damit das aktuelle Schaffen des Hürther Künstlers Marco Jansen.